Presseartikel

Simon Jakob Drees / Inselgalerie Berlin am 12.10.2017

Märkische Oderzeitung (Dezember 2016)

das jazz buch (Seite 715)
„Im World Jazz haben Sänger wie der Russe Sergey Starostin, der Inder Amit Chatterjee, der Baske Benat Achiary, der Italiener Gavino Murcia sowie der Deutsche Simon Jakob Drees den zeitgenössischen Jazzgesang mit den Roots verschiedener volksmusikalischer Traditionen verbunden.
Gavino Murcia ist Spezialist eines besonders kehligen, knarzigen erdigen Scatgesangs, der von sardischer Folkmusik inspiriert ist – er hat diese Technik virtuos im Rabih Abouh-Khalil Ensemble herausgestellt. Sergey Starostin hat Elemente der russischen Folklore in den zeitgenössischen Jazz des Moscow Art Trio geholt. Amit Chatterjee und Simon Jakob Drees haben den asiatischen Obertongesang im aktuellen Jazz für eine wahrhaftige global music erschlossen, Chatterjee mit ungewöhnlichem Stimmvolumen in Joe Zawinuls Syndicate, Drees in den ostasiatisch inspirierten Balkanimpressionen der Band Ahava Raba. Und Benat Achiary nutzt die baskische Vokaltradition für neue Sounds im Feld der frei improvisierten Musik.“

das jazz buch, von Joachim Ernst Berendt/Günter Huesmann, Seite 715 im zweiten Absatz, ISBN 978-3-596-15964-2

„Schöpfung“ Simon Jakob Drees / Nathan Bontrager

„Schöpfung“ Simon Jakob Drees / Nathan Bontrager

Liebhaber freier Musik haben es nun im Lande leichter, diese Musik auch konzertant zu erleben. Es existiert eine gediegene Szene von Berlin bis Saarbrücken, und sie wächst. Entscheiden muß sich der Liebhaber nur zwischen den Konzepten und den Musikern, die sie transportieren. In Nordamerika ist die Szene traditionell noch lebendiger. Nun treffen mit Simon Jakob Drees und Nathan Bontrager zwei Protagonisten zweier Kontinente aufeinander: Drees als Vertreter Berlins, Bontrager eingeflogen aus New York. Sie kannten sich nicht, haben sich beäugt, Violine und Violoncello ausgepackt, gespielt – und es trat einer jener seltenen Glücksmomente ein, die jeder Musikliebhaber zu kennen hofft: es entstand Musik. Beide beherrschen ihre Instrumente virtuos, doch ist dies in dieser Musik nur Voraussetzung. Die Instrumente umtanzen einander, versuchen Kontakt herzustellen, agieren, reagieren, bis zu jenem Moment, an dem sie kommunizieren in einer Sprache, die zuvor nicht existierte. Plötzlich kristallisiert sich innerhalb des Spiels der beiden Musiker ein Rhythmus heraus, den keiner von beiden tatsächlich bedient, und der nichtsdestotrotz entsteht. Violine, Cello und Drees’ Stimme kommunizieren eine Schöpfung. Und wissend, eines seltenen Momentes teilhaftig zu sein, gibt man sich ihr hin.

Heiko Lehmann, 2013